Liebe Rohkost-Freunde,
nein, mir ist nicht plötzlich das Reisegeld ausgegangen, so dass ich eine Bank überfallen musste! Diese Ausrüstung war zwingend erforderlich für mein nächstes Reiseziel - nämlich die Antarktis. Den mystischen, geheimnisvollen, eisigen Kontinent wollte ich sooo gerne selbst erleben und habe mich, als ich in Ushuaia war, in den verschiedensten Reisebüros erkundigt. Die ernüchternde Erkenntnis war jedoch leider, dass diese Antarktis-Reisen nichts für das Budget eines Backpackers sind. Für € 10.000 und aufwärts ist man dabei. So hatte ich diesen Traum schon fast beiseite geschoben und als unerfüllbar abgeheftet. Als ich jedoch einige Wochen später, während ich in einem Hostel in Punta Arenas arbeitete, eine E-Mail an eine Freundin schrieb, setzte mir Google ein unglaubliches „Black Friday Sale“-Angebot für eine 14-tägige Kreuzfahrt in die Antarktis direkt vor die Nase. Das Angebot galt allerdings für zwei Personen in der Kabine. Ich habe am nächsten Tag sofort im Reisebüro angerufen und die Kabine als Einzelbelegung gebucht, wohlwissend, dass mir das Universum ganz sicher eine passende Kabinengenossin schicken würde. Und so kam es dann auch. Nach ein wenig Herumfragen meldete sich schließlich Maggie aus Davos bei mir, die auch alleine durch Südamerika reiste und genau so verrückt ist wie ich! Perfekt! Danke liebes Universum 😍.
So konnten wir beide für 1/10 des normalen Preises diese einmalige Reise in den tiefen Süden antreten und hatten eine wundervolle Zeit zusammen.
Mit unserer schicken „Celebrity Eclipse“ 2500 Passagieren und 1500 Personen Personal ging es von Buenos Aires nach Ushuaia.
Ab Ushuaia wurde es dann fast stündlich kälter bis man nur noch gut vermummt an Deck gehen konnte.
Weiter ging es Richtung Kap Hoorn.
Kap Hoorn ist der südlichste Punkt des Feuerland Archipels, wenn auch nicht der südlichste Punkt Südamerikas. Diese Ehre kommt den Diego Ramírez Inseln zuteil. Kap Hoorn gehört zu Chile und liegt auf der kleinen Hornos-Insel, der Isla Horno. Hier treffen der Atlantische und der Pazifische Ozean temperamentvoll zusammen und machen diesen Ort zu einer Herausforderung für alle Schifffahrer. Die Gewässer um die Isla Horno sind der größte Schiffsfriedhof der Welt. Man schätzt, dass etwa 800 Schiffe dort auf dem Meeresgrund liegen. Sie wurden Opfer heftiger Stürme, unterirdischer Ströme und tückischer Wellen. Viele mystische Erzählungen ranken sich um diesen Ort. Vor dem Bau des Panamakanales war die Route ums Kap der einzige Weg, den amerikanischen Kontinent zu umschiffen.
All dem zum Trotz hatten wir einen herrlich sonnigen Tag und nur ein leichtes Lüftchen wehte als wir uns dem Kap näherten.
Die chilenische Marine unterhält eine Basis dort mit einem Wohnhaus, Lagerhaus, Kapelle und Leuchtturm. Eine Skulptur mit der Silhouette eines Albatros erinnert an die vielen Seefahrer, die ihr Leben verloren, bei dem Versuch das Kap zu umrunden. Der Legende nach, leben alle diese Seelen in den Albatrossen weiter, die man dort zu Hunderten laut schreiend übers Wasser jagen sieht.
Bei der Abfahrt beschenkte uns das Kap mit einem Regenbogen.
Das Kap Hoorn markiert auch den nördlichsten Punkt der Drake-Passage, der Meeresstraße zwischen der Südspitze Südamerikas und der Nordspitze der Antarktischen Halbinsel bzw. den Shetland Inseln.
Die Drake-Passage gilt als eine der stürmischsten, gefährlichsten, unberechenbarsten Seestraßen der Welt. Hohe Wellen und starke Stürme lassen selbst große Schiffe kräftig schaukeln. Das Bord-Personal hatte zur Vorsorge schon einmal das Wasser in allen Swimmingpools abgelassen, um nasse Überraschungen zu vermeiden.
Glücklicherweise hatten wir aber bei der Durchfahrt der Passage zwei sonnige, fast windstille Tage, so dass unser erfahrener Kapitän Michael Sympouras aus Griechenland die stolze „Celebrity Eclipse“ ruhig und sicher Richtung Antarktis führen konnte.
Hungrig bleibt man übrigens auch als Rohköstler auf solch einer Kreuzfahrt wirklich nicht! Es war absoluter Wahnsinn, was die Köche jeden Tag auftischten! Dabei berücksichtigten sie auch die Herkunftsländer der Gäste. Ob Fleischesser, Vegetarier, Veganer oder Rohköstler, die Profi-Köche wussten womit sie ihre Gäste begeistern konnten. Für mich gab es jeden Tag ein großes Früchte- und Salatbüffet und jeweils 10 zubereitete Salate, die fast immer vegan waren. Auch frische Smoothies konnte man sich zubereiten lassen.
Oder wie wär´s mit einem leckeren Cheeseburger? 😂
Auch für die Schleckermäuler war bestens gesorgt. 😉 Na, da lob´ ich mir doch unsere Rohkosttorten!
Einmal durften wir sogar die Großküche besuchen. Es ist schon eine riesige logistische Leistung, täglich an die 12.000 solch verschiedener Gerichte zuzubereiten.
Nachdem wir die Drake-Passage überquert hatten, boten sich uns schon die ersten wunderschönen Eindrücke der Antarktis. Über die Gerlach-Straße ging es weiter zur "Paradise Bay". Kapitän Michael und seine Crew brachen damit einen Rekord! Es war das erste Mal, dass solch ein großes Kreuzfahrtschiff in die Paradise Bay eingefahren war. Sobald das Schiff in der Bucht war, stellte der Kapitän den Motor ab und es war einfach nur „wow“ in totaler Stille diesen wunderschönen Ort mit seinem reichen Tierleben beobachten zu dürfen. Hier sind einige Eindrücke davon:
Unsere sehr nette und kompetente Naturforscherin Celia Garland, die uns viel Interessantes über die Orte und die Tierwelt unserer Reise erzählte.
Einer von Tausenden von Zügelpinguinen, die sich dort tummeln.
Warum ist das Gletschereis türkisblau? Das Eis besteht zwar aus Wasser, ist aber so komprimiert, dass fast keine Luft dazwischen ist. Dieses absorbiert das rote, orangene und grüne Licht, reflektiert aber das blaue. Deshalb erscheinen uns die Eisberge und das Gletschereis blau.
Unsere fleißigen Küchenjungs aus verschiedenen asiatischen Ländern machten alle Photos von sich im Eis, um es ihren Familien daheim zu schicken.
Drei wunderschöne Tage verbrachten wir in der Antarktis, dann nahm die Celebrity Eclipse Kurs auf die Falkland Inseln. Vielen von Euch ist bestimmt noch der kurze aber heftige Falklandkrieg von 1982 in Erinnerung. Argentinien besetzte am 2. April kurzerhand die von Großbritannien 1833 beschlagnahmten Inseln, da seine Besitzansprüche wiederholt ignoriert wurden. Die „Eiserne Lady“ schickte daraufhin hochmoderne Kriegsmaschinerie und so viele Soldaten, dass die Argentinier dem nichts entgegensetzen konnten und der ganze Konflikt nur 10 Wochen später mit der Kapitulation der argentinischen Armee endete. Noch heute sind die Argentinier von dieser Niederlage traumatisiert und man kann viele Denkmäler für die Gefallenen der „Islas Malvinas“ sehen, sowie Schilder, die betonen, dass die Inseln doch zu ihnen gehören.
Leider war das Wetter bei unserer Ankunft an den Falkland Inseln extrem stürmig, so dass der Hafen in Port Stanley geschlossen wurde und wir leider nicht an Land gehen konnten. So sahen wir die Inseln leider nur vom Schiff aus. Stürmisch und recht ungemütlich ist es dort wohl das ganz Jahr über und ich glaube nicht, dass ich dort leben möchte.
Weiter ging unsere Reise nach Puerto Madryn, von wo man leicht Zugang zur Valdés Halbinsel hat, einem UNESCO-Weltkulturerbe. Dort kann man richtig gut Tiere beobachten, z. B. Seelöwen, die dort in großer Zahl leben.
Mama mit Babies beim Nickerchen.
Ob sie mich wohl nimmt??
Viele Guanakos, Verwandte der Lamas, springen durch die Gegend.
Auch die sympathischen Magellan-Pinguine konnten wir hier noch einmal treffen.
Mittagsschläfchen am Strand.
Unsere letzte Station war das freundliche Montevideo, wo wir am Hafen sogar von einer Militärkapelle begrüßt wurden 😊.
In Buenos Aires gingen wir mit vielen wunderschönen Eindrücken im Herzen wieder von Bord. Die Antarktis ist auf alle Fälle ein ganz besonderer Ort, den es zu schützen gilt. Besucht sie, wenn Ihr die Möglichkeit habt!
Seit 3 Wochen bin ich nun in Kolumbien. Auf welch abenteuerliche Weise ich von der Antarktis in das freundliche Kaffeeland gekommen bin, davon berichte ich Euch im nächsten Newsletter.
Ich wünsche Euch allen einen baldigen, warmen Frühlingsanfang und sende herzliche Grüße aus dem wunderschönen Jardín.
Gisela 🌺
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