Liebe Rohkost-Freunde,
einen frühlingshaften Gruß aus dem kleinen aber feinen Uruguay. Ich habe die letzten Monate gut im warmen Brasilien überwintert und wage mich nun langsam wieder in südlichere Gefilde.
Den ganzen September verbrachte ich mitten in einem der schönsten Nationalparks Brasiliens, dem "Parque Nacional da Chapada Diamantina" im Bundesstaat Bahía. In dem kleinen Städtchen Andaraí half ich im Don ´Anna-Hostel mit.
Das Haus ist schon seit vielen Jahren in Besitz von Julio´s Familie, die früher aktiv beim Abbau von Diamanten in diesem Gebiet war. Damals mit viel Sklavenarbeit! Die letzten Abbaustellen wurden gerade einmal 2017 geschlossen.
2012 haben Julio und seine Frau Carol das Haus übernommen und es in ein Hostel umfunktioniert. Der kleine Sonnenschein Ciro hat das Team vervollständigt. Ich habe selten ein so frohes und zufriedenes Kind gesehen!
Carol und Julio waren sehr an der veganen und rohköstlichen Küche interessiert, einmal für sich selbst und dann weil auch immer mehr vegane Gäste ins Hostel kommen. So habe ich ihnen vier Wochen lang jeden Tag etwas neues Veganes und Rohköstliches gezeigt, das sie gut in ihr Leben integrieren können.
Freundlich, bunt und gemütlich ist es in Andaraí. In dem 5000-Seelen Städtchen kennt jeder jeden, man kauft in den kleinen lokalen Geschäften ein (die großen Supermarkt-Ketten haben es nicht hierher geschafft), hat immer Zeit für ein Schwätzchen und unterstützt sich gegenseitig. Auffallend freundlich sind alle Menschen! Kriminalität gibt es so gut wie keine! Ich habe dort viele ältere Menschen mit einer wunderbaren Ausstrahlung und einem Lächeln im Gesicht gesehen. So stelle ich mir eine funktionierende, menschenfreundliche Gesellschaft vor 😊.
Montags trifft sich alles auf dem Markt, wo das Einkaufen richtig Spaß macht. Auch 5-6 Stände mit Bio-Gemüse und -Obst waren dort jede Woche. Unglaublich günstig konnte man dort einkaufen. Brasilien ist ja nicht gerade das billigste Land in Südamerika aber die Preise dort auf dem Markt waren unschlagbar! Eine Kokosnuss zum Beispiel kostete 20 Cent, eine Riesenpapaya 1 Euro, ein Bio-Salat 40 Cent oder eine Riesenavocado 30 Cent.
Hier gibt es frisch-gepressten Zuckerrohr-Saft. Mit Limettensaft und Eis einfach köstlich bei der Hitze!!
Julio ist auch “Tour-Guide” und leitet viele verschiedene Touren in den Park. An jedem freien Tag konnten ich und die anderen 3 Freiwilligen mit und hatten so das große Glück, die Schönheit und die Vielseitigkeit dieses Natur-Juwels zu erleben. Ein wenig fit muss man allerdings sein, denn die Wanderungen dort sind alle recht anspruchsvoll. Aber die Anstrengungen werden auf alle Fälle belohnt. So erscheint ein atemberaubender Wasserfall mit Pool nach dem anderen und lädt zu einer willkommenen Abkühlung ein. Es gibt viele wunderschöne Felsformationen, Tropfsteinhöhlen, Grotten, Schluchten, Lagunen, Tafelberge, Feuchtgebiete, richtige Sandstrände und eine einzigartige Flora.
Hier sind einige Eindrücke vom Chapada Diamantina Nationalpark:
Die “Blaue Grotte”, in der man wunderbar schnorcheln kann. Das einfallende Licht lässt das Wasser türkis leuchten und die Felsen spiegeln sich im kristallklaren Wasser.
Das Element Wasser dominiert den Nationalpark. Spektakuläre Wasserfälle, bei denen man richtig gut Energie auftanken kann, gibt es jede Menge.
Das Mini-Pantanal, ein Feuchtgebiet mitten im Park, das man am besten per Boot erkundet.
Hier campten wir zwei Tage und genossen die Ruhe und die Natur.
Auf dem Weg von Brasilien nach Uruguay machte ich auch in Porto Alegre stopp. Dort gibt es nämlich ein richtiges Rohkost-Restaurant, das “Raw”. Dieses durfte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und ich wurde wahrlich nicht enttäuscht. Das “Raw” hat als Motto “amor em forma de comida” - “Liebe in Form von Essen”. Ja, das hat man auf alle Fälle bei jedem Bissen geschmeckt ❤️.
Das Restaurant hat fürs Frühstück und Mittagessen geöffnet. Von 11:30 bis 16:00 gibt es ein offenes Mittagsbuffet. Für € 8,40 kann man so viel essen wie man möchte. Zwei Tage habe ich dort geschlemmt. Wenn Ihr einmal nach Porto Alegre kommt, müsst Ihr auf alle Fälle dort vorbei schauen. Es war ein absolutes Highlight meiner Reise bis jetzt als Rohköstler 😍. Es gibt auch einen Shop, in dem man rohköstliche Desserts, Schokolade, Säfte, Kombucha, pflanzliche Milch, Smoothies und viele Rohkost-Zutaten erwerben kann. Außerdem wird man dort super-freundlich bedient und beraten. Das rohköstliche Konzept wird bestens von den Menschen in Porto Alegre angenommen. An beiden Tagen, an denen ich dort schlemmte, war das Restaurant sehr gut besucht.
Hier sind einige Eindrücke, was einen hungrigen Rohköstler in diesem erstklassigen Restaurant erwartet:
In Porto Alegre wird man freundlicherweise schon vorher darauf aufmerksam gemacht, wo man sich auf einen bewaffneten Raubüberfall gefasst machen muss😉.
Seit 6 Wochen bin ich nun in Uruguay, dem kleinsten spanisch-sprechenden Land Südamerikas, nur Suriname ist flächenmäßig kleiner. Etwa 3,3 Millionen Menschen leben auf einer Fläche, die etwa der von England und Wales zusammen entspricht. Davon etwa die Hälfte in Montevideo, der einzigen Großstadt des Landes. Der Rest Uruguays ist sehr ländlich und dünn besiedelt.
Sehr europäisch fühlt es sich hier an. 88 % der Einwohner sind weiß und Nachfahren von europäischen Einwanderern, besonders Spaniern und Italienern. Richtige indigene Bevölkerungen, wie in allen anderen südamerikanischen Ländern gibt es hier kaum.
Leider sind die Preise auch recht europäisch! Man sagt, dass Uruguay das teuerste Land in ganz Südamerika sei.
Uruguay ist aber auch eines der sichersten und stabilsten Länder Südamerikas, das kaum von den ständigen Krisen und Skandalen betroffen ist, wie seine Nachbarländer und weil es so klein ist, reist man in kurzer Zeit von Ort zu Ort.
Von Brasilien kommend erreicht man die Grenzstadt Chuy und von dort ist es nicht weit bis nach Punta del Diablo, einem kleinen, freundlichen, kunterbunten Küstenstädtchen. Hier haben sich viele Künstler, Hippies, alternativ denkende Menschen niedergelassen. Sogar ein Rohkost-Pärchen, das Rohkostzutaten in großen Mengen verkauft und auf dessen Grundstück jeden Sonntag ein Bio-Markt stattfindet, habe ich getroffen.
Punta del Diablo, wie eigentlich die ganze Atlantikküste Uruguays, besticht durch wunderschöne, wilde, fast unberührte Sandstrände und Küstenabschnitte.
Hier bei La Pedrera lebt Alicia. Sie ist Künstlerin und arbeitet mit Holz und Metall. Ich half ihr eine Woche lang in ihrem Hostel eine Schulklasse aus Montevideo zu verköstigen, die ein Biologie-Retreat machten. Es waren sehr angenehme, freundliche und interessierte Jugendliche.
Von dort ging es weiter nach Montevideo, der freundlichen, pulsierenden Hauptstadt Uruguays.
Die Plaza Independencia:
Nur 11345 km bis nach Alemania.
Die absolut beste Adresse für Rohköstler in Montevideo ist der Mercado Verde. Dort gibt es jeden Tag ein wechselndes Rohkost-Mittagessen, Smoothies, Säfte, Rohkost-Torten, -Desserts, -Brote, Cracker, Joghurt, Kimchi, Grünkohlchips und jede Menge Rohkost-Zutaten. Da lacht mein Herz 😍.
Uruguay hat 2013 als erstes Land der Welt Cannabis vollständig legalisiert. Seitdem ist der Anbau, Verkauf und Konsum dieser vielseitigen Pflanze überall erlaubt. Jeder Uruguayer darf sechs Pflanzen für den Eigengebrauch anbauen und bis zu 40 g pro Monat in der örtlichen Apotheke kaufen. Eine Cannabis-Industrie entwickelt sich langsam aber sicher. Schon jetzt gilt Uruguay als einer der größten Produzenten von medizinischem Cannabis.
Im Cannabis-Museum in Montevideo kann man die Vielseitigkeit dieser ganz besonderen Pflanze bestaunen. So kann man aus ihr nicht nur Medizin, sondern auch Kosmetika, hochwertige Nahrungsmittel, nicht toxisches Baumaterial, Textilien, Papier, Bioplastik sowie viele andere industrielle Produkte herstellen - ein absoluter Tausendsassa!
Auch “Housesitten” kann man in Uruguay!
4 Wochen war ich in der Nähe von Colonia Valdense und hütete ein kleines Haus mitten in der freien Natur mit zwei kuscheligen Hündinnen und drei Hühnern. Ruhig und friedlich war es dort und ich genoss meine Zeit alleine in vollen Zügen. Meine drei Hühner-Damen legten jeden Tag pflichtbewusst ein Ei (und sonntags auch mal zwei!). Ich brachte sie immer zum örtlichen Kindergarten, in dem gerade einmal 14 Kinder sind. Die Köchin war immer sehr dankbar und verwendete sie für das Mittagessen für die Kinder.
Dies war mein Ausblick vom Haus aus:
Und drei meiner Mitbewohnerinnen:
Zum Strand waren es gerade einmal 7 Kilometer, die ich mit dem Fahrrad auf den ebenen Straßen in kurzer Zeit fahren konnte. Auch dort waren die Strände wunderschön, wild und einsam. Man konnte stundenlang laufen ohne eine Menschenseele zu treffen.
Über die Hausbesitzerin hatte ich Kontakt mit einer biologischen Farm dort aufgenommen und so konnte ich jede Woche meine kleine Bio-Kiste in Colonia Valdense abholen. Es gab Grünkohl, Wasserkresse, Rucola, Salat, Sellerie, Kräuter, Karotten, Blumenkohl, Spinat und auch die ersten Erdbeeren waren reif!
Seit zwei Tagen bin ich nun in Colonia del Sacramento, der ältesten Stadt Uruguays, dessen Altstadt von der UNESCO 1995 zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Über Jahrhunderte hinweg wurde sie von den Portugiesen und Spaniern wild umkämpft. Heute ist es ein kleines, charmantes, sehr kulturelles Städtchen mit etwa 27.000 Einwohnern.
In der „Deli de las Rosas“ gibt es rohköstliches Brot, Brownies, Tiramisu, Energiekugeln, Hummus, Aufstriche, Smoothies und viele andere Rohkost-Zutaten.
Von hier werde ich morgen mit der Fähre über den „Rio de la Plata“ in 1 1/2 Std. nach Buenos Aires übersetzen.
Von dort geht es weiter Richtung Feuerland und Patagonien. Dort gibt es viele Naturschönheiten zu entdecken. Vom tiefen Süden werde ich mich dann wieder bei Euch melden.
Ich wünsche Euch allen einen wunderschönen, goldenen Herbst mit einer fantastischen Ernte!
Gisela 🌺
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