top of page

Bei den Ticos, Nicas und Guanacos - Reiseblog No 25



Liebe Rohkostfreunde,

was kann man tun, wenn einen nach 2 1/2 Jahren fest an einem Ort das Reisefieber wieder packt? Nun, kurzerhand sein Hobbithäuschen am See für 4 1/2 Monate untervermieten, den Rucksack packen und losziehen. 😊


Genau das habe ich dann auch letztes Jahr im September gemacht. Guatemala City - San José (Costa Rica) war auf meinem Flugticket zu lesen.  Zuerst wollte ich ein wenig das Land der “Ticos”, so nennen sich die Costaricaner selbst, erkunden.


Seit meinem 16. Lebensjahr bin ich Mitglied bei SERVAS, einer Organisation von Reisenden und Gastgebern, die sich für Frieden und Verständigung in der Welt einsetzt. Als Mitglied kann man Gastgeber auf der ganzen Welt kontaktieren, bei denen man in der Regel zwei Tage wohnen kann. In San José wohnte ich bei Rafaela, die auch die nationale Koordinatorin von SERVAS Costa Rica ist. Mit ihren 90 Jahren sieht sie fantastisch aus und hat noch unglaublich viel Energie, einen klaren Geist und unbändigen Tatendrang. So fit möchte ich mit 90 auch noch sein. 😀 Wir haben uns bestens verstanden!


Mein erster Einsatzort führte mich in den dichten Regenwald in der Region Limón, in die “Casa da Seva”.  Dorthin gelangte man nur zu Pferd oder mit einem ganz speziellen Geländewagen. Ruhe und Frieden konnte man dort genießen und wurde morgens vom Geschrei der Brüllaffen geweckt.







Solche bunten, kleinen Froschgesellen gibt es in Costa Rica zuhauf.


Chel und Kory hatten mich im Vorfeld informiert, dass sie in wenigen Tagen ihr erstes Kind erwarten. Meine Aufgabe war es, die hochschwangere Mutter mit energiereicher Nahrung optimal zu versorgen. Chel ist sehr aktiv in den sozialen Medien und setzt sich besonders für eine natürliche Schwangerschaft und Geburt ein. Diese, ihre erste Schwangerschaft im Alter von 40 Jahren, wurde im medizinischen Umfeld als “geriatrische Schwangerschaft” und “Hochrisikoschwangerschaft” eingestuft. Nun, sie hielt sich während der gesamten 9 (fast 10) Monate fern von allen Ärzten und Krankenhäusern und als die Wehen einsetzten (3 Wochen nach dem errechneten Geburtstermin), brachte sie ihr Kind nur zusammen mit ihrem Partner in einem aufblasbaren Planschbecken auf der Terrasse mit Blick auf den dichten Dschungel friedlich und in ihrem eigenen Rhythmus zur Welt. Sie praktizierten eine “Lotusgeburt”, bei der die Nabelschnur so lange an Plazenta und Baby befestigt bleibt, bis sie austrocknet und von selbst abfällt. Das war am dritten Tag der Fall.  Bis dahin trug Chel die mit Salz und Kräutern konservierte Plazenta in einer kleinen handlichen Tasche bei sich. 😉  Für mich war es wirklich sehr schön und inspirierend zu sehen, wie einfach und natürlich eine Geburt sein kann, wenn die Mutter ganz auf ihren Körper und ihre Intuition vertraut. Die Natur hat schon alles richtig arrangiert.


Die kleine Nyoli entwickelte sich prächtig und als ich drei Wochen später abreiste, war sie gut doppelt so groß wie bei der Geburt.


Costa Rica ist bekannt für seine wunderschönen Nationalparks, die fast 26% des Landes ausmachen. Im Cahuita Nationalpark kann man viele Tiere aus nächster Nähe beobachten und wenn es einem zu heiß wird, schnell ins Meer springen und sich abkühlen.

Schwarze Geier 



Wer will hier meine Noni-Frucht klauen?

Niemand! Na dann, Mahlzeit!

Ein neugieriger Waschbär



Auch der Manuel Antonio Nationalpark lockt mit seinen wunderschönen Stränden und einer vielfältigen Flora und Fauna.







Ein Brüllaffe, der einen unglaublichen Lärm machen kann.


Ein Faultier, das sich in Zeitlupe den Baum hinaufhangelt.

Dies ist das Bitterholz (Quassia amara).  Wie der Name schon sagt, wird aus der Rinde ein sehr bitterer Tee zubereitet, der bei allen Verdauungsbeschwerden und zur Entgiftung der Leber eingesetzt wird.


Mit der Fähre setzt man über zur Nicoya-Halbinsel, die als wenn Costa Rica nicht schon genug davon hätte, besonders für seine schönen Strände bekannt ist.  


Die Naturkostläden sind im Allgemeinen sehr gut ausgestattet und durch die vielen Touristen, die danach fragen, ist es auch sehr leicht, vegane und sogar rohvegane Lebensmittel zu finden. Allerdings ist Costa Rica aber definitiv eines der teuersten Länder Lateinamerikas.



Meinen letzten Monat in Costa Rica verbrachte ich im Norden des Landes, am Arenalsee. Dort arbeitete ich auf der Permakultur-Farm "Indio Pelado". Maicol, der aus den USA stammt, kam vor vielen Jahren mit seinem Truck, kaufte Land und gestaltete es nach und nach nach seinen Vorstellungen von einem idealen Zuhause mit weitgehender Selbstversorgung.







Hier wird die Spreu vom Weizen getrennt. 😀 Mit ein wenig Improvisation geht dies perfekt.


Liberia, ganz im Norden von Costa Rica, hatte sich schon langsam auf Weihnachten eingestellt. Die ganze Stadt war bei den nächtlichen Umzügen auf den Straßen.




Von Liberia ist es nicht weit bis zur Grenze nach Nicaragua.

Während man in Costa Rica eher das Gefühl hat, in einem gut entwickelten westlichen Land zu sein, wird man nach dem Passieren der beiden Grenzübergänge sofort vom “sympathischen Chaos” Nicaraguas überrascht. Farbenfrohe, laute Busse, Essensstände an den Straßen, viele Menschen, Stände mit buntem Obst und Gemüse, Musik. Das erinnerte mich sofort an Guatemala. 😊





Fahrrad-Rikschas

In Nicaragua wird mit Córdobas bezahlt. Der Umrechnungskurs von 40 Córdobas für 1 Euro macht Nicaragua zu einem günstigen Reiseland. 12 Bananen bekommt man für 20 Córdobas, eine Übernachtung im Hostel kostet ca. 240 Córdobas, ein großer Smoothie 120 Córdobas.

In San Juan del Sur, einem beliebten Badeort, fand gerade die Abschlussfeier der Mittelschule statt. Die Schülerinnen und Schüler, Mamas und Papas hatten sich für die Feier hübsch gemacht.




Vom 28. November bis zum 8. Dezember feiert ganz Nicaragua sein beliebtestes Fest, “La Purísima”, zu Ehren der Unbefleckten Empfängnis Marias. Die Feierlichkeiten gipfeln am Abend des 7. Dezember in der traditionellen “la gritería”, bei der Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene von Haus zu Haus ziehen und laut rufen: “Quién causa tanta alegría? (Wer verursacht so viel Freude?), worauf die Antwort lautet: “La concepción de María” (Die Empfängnis Marias). Daraufhin werden die traditionellen Marienlieder angestimmt und die Musikkapellen ziehen durch die Stadt. Jeder, der an der Feier teilnimmt, erhält ein Geschenk, meist Süßigkeiten und Obst. Die ganze Stadt ist mit Ständen geschmückt und die Feierlichkeiten dauern bis in die frühen Morgenstunden.



Wie schön es ist es doch, im Sand zu buddeln. 😀

Neben frittierten Hühnerflügeln und Meeresfrüchtesuppe wird in diesem Restaurant auch gemischte Ceviche aus Garnelen und Kakerlaken serviert. 😮

In San Juan del Sur geht ein weiterer Tag zu Ende.

“Die größte Insel der Welt in einem Süßwassersee”. Diesen Titel der Superlative darf die Insel Ometepe für sich in Anspruch nehmen. Die beiden Vulkane Concepción und Madera bestimmen die Topographie der sanduhrförmigen Insel. 

Mit diesen Fähren schippert man in eineinhalb Stunden vom Festland nach Ometepe.

Willkommen in Moyogalpa!

Das Leben auf Ometepe verläuft in einem sehr gemächlichen Tempo. Eine willkommene Einladung an die Besucher, einen Gang zurückzuschalten und die Schönheit der Insel zu genießen.

Inselerkundung mit dem “Chicken Bus”.

Die “Finca Magdalena” ist eine Kaffee-Kooperative, der 26 Familien angeschlossen sind.


Meine neue Freundin. 😍

Viele Menschen auf der Insel kochen immer noch ausschließlich mit Holz.

Kochbananentransport

Auf Ometepe kann man wunderbar wandern, am Strand spazieren gehen, im Wald versteckte Petroglyphen bewundern und sich in einem mit Quellwasser gespeisten Pool erfrischen.



Gassigehen mit dem Schweinchen.

Meine Herbergsmutter hat mich zum Gottesdienst in die örtliche Kirche mitgenommen. Die Nicas, wie die Nicaraguaner auch genannt werden, sind sehr offen, freundlich, herzlich und hilfsbereit. Und temperamentvoll! Mit Blasmusik, Gesang und Tanz wurde der Gottesdienst gefeiert. Eine ältere Frau hat mir gleich einen Rosenkranz geschenkt.


Die Kakaofinca “El Pital”. Hier kann man die gesamte Produktionskette von der Kakaobohne bis zur Schokolade sehen, in einer der schönen Cabañas übernachten und im Restaurant lecker vegan und schokoladig essen.


Nicaragua ist flächenmäßig das größte Land Zentralamerikas, die Bevölkerungsdichte ist jedoch geringer als in allen anderen Ländern Mittelamerikas mit Ausnahme von Belize.  Das Land hat 19 Vulkane, von denen 10 noch aktiv sind. Leider ist es auch das ärmste Land Zentralamerikas, ca. 43% der Bevölkerung leben in Armut. 31% der Erwerbstätigen sind in der Landwirtschaft tätig, wobei Kaffee, Bananen, Zuckerrohr, Baumwolle, Mais, Tabak, Sesam, Erdnüsse und Bohnen die wichtigsten Anbauprodukte sind. Einnahmen aus dem Tourismus gewinnen zunehmend an Bedeutung und als Reisender wird man in Nicaragua mit offenen Armen und Herzen empfangen.


Das ist doch mal ein schöner Barbie-Smoothie. 😀 Die rosa Farbe kommt von der Pitaya-Frucht.

Granada, die älteste Stadt Nicaraguas, ist auch eine der schönsten und fotogensten. Und eine der heißesten!


Die Kathedrale von Granada.




Mit der Pferdekutsche ist die Besichtigung der schönen Altstadt ein Vergnügen.

Auch dem Erfinder des Schnellkochtopfs hat es in Granada gefallen. 😉


Mitten in der Innenstadt sieht man neben Autos und Bussen auch solche Pferdetransporter.

In Hostel in Granada traf ich diese sympathische, junge Familie aus Belgien. Mit ihren 4 Kindern sind sie mit dem Fahrrad von den USA nach Panama unterwegs. Das jüngste Kind, ca. 1 1/2 Jahre alt, fuhr im Fahrradanhänger bei Mama oder Papa mit, während die drei älteren Kinder auf ihren eigenen Rädern strampelten. Alle Achtung! 👏

Die letzten zwei Wochen des Jahres 2023 arbeitete ich auf der zauberhaften “Finca Neblina del Bosque” im Naturreservat “Miraflor” in der Nähe von Estelí. Isabel, eine deutsche Rheinländerin, kam vor 20 Jahren nach Nicaragua. Sie hat Tourismus studiert und immer in diesem Bereich gearbeitet. In Nicaragua verliebte sie sich in dieses schöne Stück Land, das zum Verkauf stand, und ließ sich vor 18 Jahren hier nieder. 13.000 Mark hatte sie gespart. Das reichte damals, um das schöne Grundstück zu kaufen und die Häuser darauf zu bauen. Das waren noch Zeiten!

Sehr liebevoll und schön hat sie die ganze Finca hergerichtet. Hauptsächlich Gäste aus Nicaragua, aber auch internationale Gäste genießen hier die Ruhe, die Natur und die angenehmen Temperaturen.









Isabel mit zwei ihrer 4 Hunde.

Carla bereitete das 4-gängige Weihnachtsessen vor.

Weihnachtsplätzchen durften natürlich auch nicht fehlen.

Weihnachtsplätzchen durften natürlich auch nicht fehlen.

Die umliegende Natur lädt zu ausgedehnten Wanderungen ein.



Claudio aus El Salvador bereitet eine Cabaña für die nächsten Gäste vor.

Auch spezielle Dekorationswünsche für Frischverliebte können erfüllt werden.

An Silvester wird in Nicaragua traditionell um Mitternacht ein Strohmann verbrannt, der das alte Jahr symbolisiert. Adiós 2023! Mal sehen, was 2024 bringt.

León ist nach Managua die zweitgrößte Stadt des Landes. Eine hübsche Kolonialstadt, in der das Leben laut und bunt pulsiert. Trotzdem eine sehr saubere und freundliche Stadt.




Im Stadtzentrum wird der Opfer der Revolution gedacht.




Daniel Ortéga wurde 2007 Präsident Nicaraguas. Seitdem hat er alles getan, um im Amt zu bleiben. Das sind bis heute gute 17 Jahre! In diesen Jahren hat er sich immer mehr zu einem Diktator entwickelt, auch wenn das offiziell nicht so dargestellt wird.

Praktisch ist auch, dass die Vizepräsidentin Rosario Murillo gleichzeitig seine Ehefrau ist.


Insgesamt hat es mir in Nicaragua sehr gut gefallen. Es ist ein noch völlig unterschätztes Land, das viel zu bieten hat. Ich werde sehr gerne wiederkommen. 


Den letzten Monat meiner Reise habe ich in El Salvador verbracht. Um von Nicaragua nach El Salvador zu kommen, muss man leider ein kleines Stück durch Honduras fahren. Das heißt, aus Nicaragua ausreisen, nach Honduras einreisen, aus Honduras ausreisen, nach El Salvador einreisen. Diese vier Grenzübertritte dauerten zusammen sage und schreibe 6 Stunden. Am Grenzübergang in Honduras war das Computersystem ausgefallen, so dass die Beamten tatsächlich die Daten jedes Ausreisenden per Hand auf ein Blatt Papier schrieben.

Nach dem Chaos an den Grenzübergängen von Nicaragua und Honduras war die Einreise nach El Salvador eine Wohltat. Alles war schnell, effizient und unkompliziert. Und so saubere, moderne Toiletten! 😮

El Salvador galt lange Zeit als das gefährlichste Land Zentralamerikas. Zahlreiche kriminelle Banden, die “pandilleros”, trieben dort ihr Unwesen. Diese sind am ganzen Körper tätowiert, auch im Gesicht und auf dem Kopf. Die Bevölkerung lebte jahrelang in Angst und Schrecken und war durch die allgegenwärtige Kriminalität in ihrer Freiheit stark eingeschränkt. 

2019 trat der neue Präsident Nayib Bukele sein Amt an. Er hatte vor den Wahlen versprochen, mit harter Hand gegen die Bandenkriminalität vorzugehen. Und er hat es tatsächlich getan. In Rekordzeit ließ er das größte Hochsicherheitsgefängnis der Welt mit 40.000 Plätzen bauen. Gut 12.000 Angeklagte und Verurteilte sind dort derzeit untergebracht und die Sicherheitslage in El Salvador hat sich grundlegend verändert. Vom gefährlichsten zum sichersten Land Zentralamerikas. Und die Salvadorianer lieben ihren Präsidenten dafür!

El Salvador benutzt den US-Dollar und war auch das erste Land der Welt, das Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel akzeptiert hat. 


An der Pazifikküste gibt es sehr schöne Strände, wie diesen hier in El Tunco.

Das absolute Nationalgericht in El Salvador sind die “pupusas”. Das sind Maistortillas, die mit Fleisch, Käse, Bohnenpüree, Gemüse usw. gefüllt sind. Pupuserías findet man an jeder Straßenecke.



San Salvador, die Hauptstadt, macht einen freundlichen, sauberen und lebendigen Eindruck.

Die Kathedrale und das ehemalige Regierungsgebäude.


Ausgelassen tanzen die Menschen zu Live-Musik Cumbia. So viel Lebensfreude!

Die Kirche “El Rosario” mit ihrem gewölbten Dach ist so gebaut, dass das Licht von außen Regenbogenfarben ins Innere wirft.


Auch die Stadtpolizei ist gut gelaunt.

Im Zentrum von Santa Ana im Norden des Landes, erhebt sich die beeindruckende neugotische, weiße Kathedrale. 

Lúcas führte mich auf den Glockenturm und aufs Dach und erzählte, wie gefährlich es noch vor wenigen Jahren in Santa Ana war. Nach Einbruch der Dunkelheit konnte man auf keinen Fall vor die Tür gehen. Aber auch tagsüber gab es immer wieder Überfälle und Morde. Er habe mit seiner Frau immer zur Heiligen Ana gebetet, deren Statue unten in der Kirche steht, und dann habe sie ihnen Präsident Bukele geschickt und alles sei besser geworden.





Auch hier überall freundliche, herzliche Menschen, die sich freuen, dass endlich wieder Touristen ihr schönes Land besuchen.





In Santa Ana arbeitete ich drei Wochen im “Old Bells Hostel”, das früher das Haus von Marios Großmutter war. Es war immer noch so gemütlich, wie bei Oma zu Hause. Außerdem gab es einen riesigen Garten und einen Pool.





Mario, Nataly und Copito.

Der Vulkan Santa Ana, der eigentlich Ilamatepec heißt, ist sehr leicht zu besteigen. In gemütlichen 1,5 Stunden können auch weniger geübte Wanderer einen der höchsten Berge El Salvadors (2380 m) erklimmen.  Am Kraterrand wird man mit einem blau-grünen Kratersee und einem herrlichen Ausblick auf die umliegende Landschaft belohnt.