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Viva México! - Reiseblog No 17


Liebe Rohkostfreunde,

herzliche und sonnige Grüße aus Mexiko!


Mitte Dezember 2020 habe ich gut den Sprung von Kolumbien nach Mexiko geschafft. Während des Fluges von Bogotá nach Cancún erzählte mir mein Sitznachbar Oscar aus Cali stundenlang und voller Inbrunst, wie er seine geliebte mexikanische Monica über „amor en linea“ (Online-Dating-Plattform) kennengelernt hatte. Nach 3 Jahren Konversation online trafen sie sich in Kolumbien und heirateten sofort. Direkt nach der Hochzeit musste sie wieder zurück nach Mexiko, um ihre Mutter zu pflegen und so hatten sie sich seit einem Jahr nicht mehr gesehen. Oscar war ganz aufgeregt, denn die beiden wollten nochmals in Puebla heiraten 😊.


Ich reise ja mit einem Handgepäcksrucksack, den ich jederzeit im Gepäckfach im Flugzeug verstauen kann, aber mit den ganzen neuen „Corona-Regeln“ musste ich ihn einchecken. Als ich ihn in Cancún entgegennahm, war nichts auffälliges zu sehen. Alle kleinen Vorhängeschlösser, die ich immer anbringe, waren noch da und verschlossen. Erst als ich meinen Rucksack in meiner Unterkunft öffnete, sah ich, dass man ihn aufgemacht hatte und jedes aber wirklich auch jedes einzelne Teil herausgenommen und untersucht hatte. Nur gut, dass alles noch da war, es fehlte absolut nichts. Sogar mein Päckchen mit Xylit, das in Kolumbien fein gemahlen wie Puderzucker verkauft wird, war noch da. Das hätte leicht an etwas anderes erinnern können 😊.


Noch eine wunderbare, abschließende Nachricht aus Kolumbien: Ich hatte Euch im letzten Newsletter von der Camphill-Gemeinschaft „Agua Linda“ bei Bogotá erzählt und dass es dort leider finanziell immer sehr knapp ist. So hat sich doch tatsächlich eine Mitarbeiterin der Firma „Lehmann Natur“ aus Deutschland, die Bio-Obst und -Gemüse auch in Demeter-Qualität vertreibt, bei mir gemeldet. Jedes Jahr an Weihnachten spenden sie einen Betrag an eine bedürftige, soziale Einrichtung in der Welt und 2020 haben sie doch tatsächlich Agua Linda ausgewählt. Ist das nicht fantastisch! 6000 € haben sie gespendet! Das ist eine Menge Geld in Kolumbien! Lina, die Leiterin von Agua Linda, konnte ihr Glück gar nicht fassen und hat sich riesig über dieses unerwartete Weihnachts-Geschenk gefreut. Nun können sie zwei weitere Bewohner, Ana-María und Andrés, die beide aus sehr ärmlichen Verhältnissen kommen, aufnehmen. Ganz herzlichen Dank an alle Mitarbeiter von „Lehmann Natur“!!🙏❤️


Meine ersten zwei Monate in Mexiko verbrachte ich in der Gemeinschaft „Portal Ixchel“ mitten im Dschungel bei Tulum auf der Yucatán-Halbinsel.

Vor zwei Jahren wurde diese Gemeinschaft von Menschen aus Russland, Israel, der Tschechei und den USA gegründet, mit der Intention eines Zusammenlebens und -arbeitens im Einklang mit der Natur. Alle Gebäude, die hier entstanden, sind mit natürlichen Materialien wie Bambus, Holz und Lehm konstruiert worden. Auch kleinere und größere, einfache bis recht luxuriöse Zelte findet man über das Grundstück verteilt. Im Moment leben um die 20 Menschen aus vielen verschiedenen Ländern hier, manche permanent, andere für einige Monate oder auch nur Wochen. Einige Häuser und Zelte werden außerdem an Gäste vermietet, die so eine naturnahe Glamping-Erfahrung machen können.

Das Herzstück der Gemeinschaft bildet die kristallklare Cenote Ixchel, von der auch der Name abgeleitet wurde. Unterhalb der Yucatán-Halbinsel befindet sich das größte unterirdische Fluss-System der Erde. Eine Cenote entsteht wenn die Decke einer unterirdischen Kalkstein-Höhle einbricht und diese sich mit Wasser füllt bzw. das schon wassergefüllte Becken ans Tageslicht bringt. Einige Cenoten sind immer noch unterirdisch und haben nur einen kleinen Einstieg. Tauchend kann man diese faszinierende, verborgene Welt erforschen. Über 7000 Cenoten gibt es auf der Yucatán-Halbinsel. Herrlich erfrischend und energetisierend ist es, hier in der Cenote zusammen mit den vielen kleinen und großen Fischen zu schwimmen.

Hier einige Eindrücke von der Gemeinschaft:






„Cenote“ kommt von dem Maya-Wort „Dzonot“, was so viel wie „heilige Quelle“ bedeutet. Für die Mayas waren sie wirklich heilig und wurden in hohen Ehren gehalten. Die Cenoten haben in der Tat eine ganz wunderbare, hochschwingende Energie. Einige Menschen der Gemeinschaft erzählten mir, dass ein kleines Krokodil, das im Schilf am Ufer lebt, der Wächter unserer Cenote sei.



























Die natürlichen Baumaterialien laden zur künstlerischen Gestaltung ein.




Dies war mein kleines, privates Zuhause für zwei Monate. Mitten in der Natur, Ruhe und Frieden pur! Ich habe es sehr genossen.

Die Glamping-Zelte sind richtig gemütlich. Der Begriff „Glamping“ setzt sich aus „glamorous“ und „camping“ zusammen. Man hat das Naturerlebnis mit ein wenig Luxus kombiniert, z.B. einem richtigen Bett und eigenem Bad 😀.





Kareen, der mich von Tulum abholte, setzte mich bei meiner Ankunft gleich in der Küche ab und so wurde ich vom ersten Tag an als Gemeinschaftsköchin auserkoren. Ich habe 5 Tage in der Woche Mittag- und Abendessen für 15-35 Menschen zusammen mit einer Helferin zubereitet. Außer mir lebten noch 3 weitere Menschen in der Gemeinschaft, die fast ausschließlich roh-vegan aßen. So schaute ich immer, dass genug Rohköstliches auf dem Buffet stand, was übrigens allen bestens schmeckte. Für alle anderen bereitete ich aber auch veganes, gekochtes Essen zu. Es war am Anfang etwas seltsam, zu kochen, zu braten und zu backen, da ich dies ja seit 16 Jahren nicht mehr für mich selbst mache. Ich habe aber mein „Koch-Gedächtnis“ aus der Vergangenheit reaktiviert und öfters "You-Tube" befragt. So sind immer neue Gerichte entstanden, die allen bestens gemundet haben 😊. Es hat viel Spaß gemacht, für die Menschen der Gemeinschaft zu kochen, haben sie doch wirklich immer das Essen sehr geschätzt und mit großem Appetit und Dankbarkeit genossen.

Meine helle und geräumige Arbeitsstätte. Es gab sogar einen Kangen-Wasserfilter, eine Cuisinart-Küchenmaschine und einen Vitamix.

Auch einen kleinen Waldorfkindergarten mit 6 Kindern und eine Waldorfschule mit 13 Kindern gibt es in der Gemeinschaft. Das Interesse an alternativen Bildungsmodellen ist groß und so werden sicher nach und nach noch viele Kinder dazu kommen.


Wenn so viele Menschen aus vielen verschiedenen Ländern zusammenleben, ist immer etwas los. Jeder hat andere Talente und Fähigkeiten, die er mit den anderen teilt. So hatten wir regelmäßig Sing- und Musizier-Kreise, Tanzabende, Kakao-Zeremonien, Klangschalen-Heilabende, üppige Geburtstagsfeiern, Yoga-Stunden, Capoeira-Training usw. Auch Weihnachten und Silvester durfte ich in Portal Ixchel feiern.



















Mit Neria aus Israel, meinem „Diskussionsbruder“ für aktuelle Weltereignisse 😉.

Orly hat ihr eigenes Modelabel. Sie produziert schicke Kleidung aus reinen, biologischen Naturtextilien. Da spielt man doch gerne Model 😍.

Tulum ist bekannt für seine Maya-Ruinen, die direkt an der Küste errichtet wurden.





Auf den heißen Ruinen-Mauern kann man prima ein Sonnenbad genießen.

Tulum kann mit den besten Stränden Mexikos aufwarten. Kilometerlanger, schneeweißer Sandstrand, türkisfarbenes Meer und kalte, frische Kokosnüsse. Was braucht man mehr zum Glücklichsein??


Bei den vielen Touristen, die Tulum jährlich empfängt, war es fast garantiert, dass man auch leckeres roh-veganes Essen findet. Mein Lieblingsrestaurant wurde das „Raw Love“. Leider ist in Tulum alles super-teuer. Nach den Preisen in Kolumbien ein kleiner Schock!

Rohkost-Pizza-Bites und Açai-Smoothie

Miso-Suppe

Raw Brownie

Karin, die Waldorfschul-Köchin, fährt einen flotten Flitzer, produziert im VW-Werk in Puebla 😊. Er hat bestimmt schon einige Jahre auf dem Buckel, fährt aber noch einwandfrei.



Zwei Monate vergingen wie im Flug und schon bald hieß es Abschied nehmen. Wir hatten eine sehr schöne Abschiedsparty mit viel Musik, Tanz und Kakao! Ich bin ein wenig wehmütig gegangen. Es war eine sehr schöne Zeit in der Gemeinschaft mit vielen interessanten und lieben Menschen. Lena, meine Küchen-Assistentin und ich rollten einige Stunden und bereiteten eine große, bunte Sushi-Bar für 35 Personen zum Abschied vor. Für uns Rohköstler gab es Sushi mit Jícama-Reis, den ich Euch weiter unten vorstellen werde.


In der Mitte Lena aus Israel, die sehr effizient bei der Produktion der Sushi half und links Conrado aus Mexiko, der sehr effizient bei der Eliminierung der Sushi half 😉😊.

Jeder, der hier in der Gemeinschaft eine Weile verbringt, gestaltet sich einen Stein. Dieser wird während des Aufenthaltes zum Essenreservieren und zum Markieren von privaten Dingen verwendet. Wenn die Person sich verabschiedet, platziert sie ihren Stein irgendwo auf dem Grundstück und hinterlässt so auch ein wenig von ihrer persönlichen Energie. Ich habe meinen in der Küche gelassen 😉.

Seit einigen Tagen bin ich nun in Valladolid, einer kleinen, ruhigen Stadt auf der Yucatán-Halbinsel, ganz anders als die Touristenhochburg Tulum.

Ganz in der Nähe kann man eine der bedeutendsten Maya-Stätten bewundern, Chichén Itzá. Sie gilt als eines der Sieben Weltwunder der Moderne.


Man nimmt an, dass die ältesten Gebäude, die heute noch stehen, im 8. bis 9. Jahrhundert errichtet wurden. Gleich beim Betreten der archäologischen Stätte wird man von dem majestätischen „El Castillo“ - der Pyramide von Kukulcán begrüßt. Sie ist 30 m hoch und hat eine Grundkantenlänge von 55 m.



Wie alle Gebäude der großen Maya-Kultur, ist auch diese Pyramide perfekt mathematisch berechnet und nach astrologischen Gesetzen ausgerichtet. So kann man z.B. an den beiden Sonnenwendtagen, 21. März und 21. September, ein außergewöhnliches Schauspiel beobachten. Am späten Nachmittag scheint der Schatten einer Schlange die Stufen hinunterzukriechen und ihren Kopf auf die unterste Stufe zu legen. Faszinierend wie genial die Baumeister dies berechnet haben.

Eine akustische Überraschung kann man ebenfalls erleben. Stellt man sich vor die Stufen der Pyramide von Kukulcán und klatscht in die Hände, kommt einem das Echo in Form eines täuschend-echten Rufes eines Quetzals entgegen. Der Quetzal ist ein majestätischer, bunter Vogel, der den Mayas heilig war. Gleichzeitig zum Quetzal-Ruf von der Pyramide her, kann man den Laut einer zischenden Schlange vom Kriegertempel, der nord-östlich davon steht, vernehmen. Einfach genial, wie die Erbauer dieser Bauwerke dies herausgefunden haben!!


Der Kriegertempel (Templo de los Guerreros), ein schönes Beispiel für die Maya-Toltekische Architektur.

Die imposante Halle der 1000 Säulen.



Die Mayas hatten ein unglaubliches astrologisches Wissen. Hier „El Caracol“, das Observatorium.

Das ganze Gelände ist gesäumt mit Ständen von verkaufswilligen Kunsthandwerkern - über 1000 erzählte mir Miguel. Er schnitzt sehr schöne, kunstvolle Holzreliefs mit Maya-Motiven.



Las Monjas

Viele der Gebäude in Chichén Itzá sind mit kunstvollen Ornamenten versehen. Dies und die große architektonische Vielfalt, verschiedene Stilformen, Konstruktionsdetails und Facadendekors sind einzigartig unter den Maya-Stätten.





Maya-Frauen


Tzompantli, Plattform auf dem ein Holzgerüst errichtet wurde, an dem die Schädel der geopferten Menschen befestigt wurden!!!

Bei den Mayas wurde anscheinend recht viel geopfert! Auch nach den Ballspielen wurde, Erzählungen zufolge, der Kapitän des gewinnenden Teams enthauptet. Anscheinend eine große Ehre!! Andere Quellen berichteten, dass das unterlegene Team enthauptet und den Göttern geopfert wurde!!


Zurück in Valladolid kann man durch die farbenfrohe Stadt schlendern.

Die Kathedrale von Valladolid - Catedral de Nuestra Señora de la Asunción.

Konvent des Hl. Bernhardin von Siena

Mitten im Zentrum Valladolids befindet sich die wunderschöne Cenote Zací. Während man an anderen Orten ein städtisches Schwimmbad hat, gibt es hier eine städtische Cenote. Anstatt gechlortem Wasser, frisches, energetisierendes Grundwasser und Wasserfälle. Viele Menschen kommen täglich hierher für eine erfrischende Abkühlung.




Zum Schluss möchte ich Euch noch zwei kulinarische Köstlichkeiten vorstellen.

Dies ist Jícama, auf Deutsch die Yambohne.


Sie hat ihren Ursprung hier in Mexiko und wird ausgiebig gegessen. Genutzt wird die rübenförmige Wurzelknolle, die ein wenig an einen Rettich erinnert. Jícama schmeckt knackig frisch, saftig, ein wenig wie eine Mischung von Birne und Kartoffel oder auch Yacón und wird immer roh gegessen. Überall werden Jícama-Sticks mit Salz, Zitronensaft und Chili als Snack auf der Straße angeboten. Sehr gerne esse ich Jícama zusammen mit Guacamole. Außerdem eignet sie sich hervorragend für einen leckeren, saftigen „Reis“ für Rohkost-Sushi. Dafür wird die kleingeschnittene Jícama einfach einige Male in der Küchenmaschine mit S-Messer pulsiert und fertig ist der Reis zum Sushi-Rollen. Lecker!!


Viele von Euch kennen sicher das Lucuma-Pulver. Ich verwende es oft in der Rohkostküche für Mousse, Eis, Kuchen, Torten, Cremes und Nussmilch. Es hat einen süßlich-fruchtigen Geschmack und verleiht Süßspeisen eine ganz besondere Note. Bei uns ist Lucuma nur als Pulver erhältlich, aber als ich in Peru war, konnte ich einmal die frische Lucuma-Frucht probieren.

So sieht sie aus:

Hier sieht man das innere, orange, sehr feste Fruchtfleisch.

Mit Wasser oder anderen Früchten gemixt, entsteht ein super-super-cremiger und absolut köstlicher Smoothie.



















Schade, dass die Lucuma-Frucht so selten ist. Ich habe sie in keinem anderen Land außer Peru auf meiner Reise gesehen.


In einigen Tagen werde ich weiterreisen und mir noch einige Orte auf der Yucatán-Halbinsel anschauen, bevor es zu meinem nächsten Arbeitseinsatz geht. Ich weiß im Moment selbst noch nicht, wo dies sein wird, bin aber mit einigen sehr interessanten Projekten in Kontakt. Von dort melde ich mich dann wieder bei Euch.


Ich wünsche Euch allen noch einen schönen Winter, genießt den Schnee! Liebe Grüße aus dem Maya-Land.

Gisela 🌺


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